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Bonoctaria Kategorie[55]Religion und Glaube Text[169]Tiron-Glaube - Anfänge
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Tiron-Glaube - Anfänge
Der Priester in seiner roten Robe hoch oben auf der Kanzel in der grossen Kirche von Velescia blickt auf die Tiron-Gläubigen hinab, Laien wie auch Mönche und Nonnen - und den Patriarchen sowie den Großherzog in ihren Logen am westlichen Ende des riesigen Bauwerkes. Und er beginnt seine Predigt. "Jünger Tirons, der Hoffnung, der aufgehenden Sonne, heute werden wir unseres Herrn erste Stimme, den Propheten ehren. Tironokul, der uns Tirons Offenbarung brachte, hat hier, an diesem Ort, Tiron gesehen und erstarrte vor seiner gewaltigen Pracht, nie gemacht, von sterblichen Augen gesehen zu werden ... "



Lutonio Scerdrenne
Tironokul, der Prophet
Die Urgemeinde in Velescia
Der Beginn der Mission


Lutonio Scerdrenne

In der Stadt Velescia lebte um das Jahr 1000 vor der Ankunft der Legaten der reiche Händler Lutonio Scerdrenne, Sohn eines reichen Kaufmannes und auch dessen eingesetzter Erbe. Die Scerdrennes hatten nicht wenig Geld mit dem Handel mit den Wilden Landen, den Gebirgslanden Tiyeses und dem Norden Apeniscias gemacht und gehörten nun zu den reichsten Familien der Stadt am Sagride. Scrdrenne-Schiffe fuhren die Küsten südwärts hinunter und das Siegel der Familie bedeutete im Handel viel. Lutonio war auch im Geiste der Sohn seines Vaters, er übernahm seine Aufgaben im Handelshaus, lernte Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die Gesetze des Handels, die geschriebenen wie die ungeschriebenen. Schnell machte er sich einen Namen als gerissener Händler, der den Scerdrenne sehr gut tat. Kaum ein ganzer Mann von 16 Jahren ließ er neue, grössere Schiffe bauen, errichtete ein neues Handelshaus an der Küste der Wilden Lande und ging beim Großherzog von Velescia ein und aus. Doch dann ... änderte sich sein Leben schlagartig.

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Tironokul, der Prophet

An seinem neunzehnten Geburtstag stand Lutonio morgens auf dem Balkon des Stadthauses der Scerdrenne und sah dem Sonnenaufgang entgegen, den Tag erwartend, an welchem er wiederum ein hervorragendes Geschäft abschliessen würde. Als die ersten Strahlen der Sonne jedoch über den Horizont krochen und Lutonio trafen, schlug er nicht geblendet die Augen nieder oder wandte sich um, nein, der junge Mann brach auf dem Balkon zusammen, geschüttelt von furchtbaren Krämpfen und begleitet von entsetzlichen Schreien, während seine Augen weit geöffnet, hervorquellend nach Osten starrten. Sofort eilten Diener zu ihrem Herrn und versuchten, ihn vom Balkon wegzubringen, in sein Bett - oder ihn zumindest zu beruhigen, doch mit unglaublicher Kraft stieß Lutonio jeden weg, der seinen Blick auf die aufgehende Sonne verwehren wollte, die er verkrampft und zwischen seinen Schreien röchelnd anstarrte.

Bis die Sonne ganz über den Horizont gekommen war hielt der Zustand des jungen Handelsherren an, dann brach er kraftlos zusammen und atmete nicht mehr, sein Körper kühlte rascher aus, als jeder Sterbliche, den der herbeigerufene Medicus je sterben gesehen hatte. Schon stimmten die Scerdrenne ihr Wehklagen an und sahen sich um, wer Lutonios Geschäft abschliessen könnte, den schlaffen, leblosen Körper des Verstorbenen bahrte man noch auf dem Balkon auf. Hektische Betriebsamkeit herrschte nun im Haus, für Trauer war keine Zeit - und als am Mittag des Tages die Sonne im Zenit stand, wußte ganz Velescia, daß Lutonio tot war. Und in diesem Moment, als di Mittagssonne ihren höchsten Stand erreichte, stand der Tote auf, gänzlich unvermittelt, und sah den neben ihm stehenden Medicus direkt an. Fast zehn Minuten müssen die entsetzten Augen des Mediziners und die ruhigen, klaren Augen des Auferstandenen ineinandergestarrt haben. Dann kam Lutonios Schwester Elisa auf den Balkon - und bevor sie in Ohnmacht fallen konnte, war ihr Bruder bei ihr und fing sie auf. Lutonio sprach kein Wort, kein einziges. Den ganzen Tag nicht, obschon man ihn mit Fragen bestürmte und ihm keinerlei Ruhe gönnte. Lutonio saß in der Halle, inmitten seiner verwirrten Familie und sah einfach einen nach dem anderen durchdringend an, bis die Sonne unterging. Dann erhob er sich.

"Hört mich an, meine Familie Scerdrenne. Heute Morgen ist Lutonio Scerdrenne verstorben, er starb im Angesicht des grossen, einen Gottes Tiron, der über die Toten richtet, wenn sie ihre Reise antreten. Ich bin nicht mehr Lutonio, ich kann nicht mehr Lutonio sein, denn dieser Mann hat sein Urteil empfangen und ist nunmehr in Tirons grossen Sälen, zu wachen über das Recht des einen Gottes. Ich bin der, der Tiron gesehen hat. Ich bin der, der Tirons Botschaft verkündet. Ich bin Tironokul."

Die Familie war verständlicherweise fassungslos - aber man war geistesgegenwärtig, den Medicus wieder hinzuzuziehen, der am Morgen Lutonios Tod festgestellt hatte - er sollte sehen, ob Lutonios Entrückung geheilt werden könne. Neun Tage lang versteckte die Familie Lutonio vor allen Bewohnern Velescias, neun Tage lang war der Medicus der Familie ast stets bei ihm und wachte über ihn - dann ging Tironokul zu Lutonios Vater, flankiert von dem Medicus und Elisa. Er trat vor den alten Händler und sah ihn wohl eine geraume Weile nur an, doch der Alte blieb stumm, er konnte nichts sagen. Dann sprach der Prophet. "Vater Lutonios, irdischer Erzeuger des Tironokul, Du versteckst, was Du zu verkünden hast. Du schweigst, wo Tiron Deine Worte hören möchte. Du enthältst dem leidenden Volk Velescias seine Erlösung vor. Steh auf und tritt mit mir auf den Balkon, zu verkünden den Menschen, daß das Leben nunmehr unter dem Zeichen der aufgehenden Sonne stehen wird." Und der alte Scerdrenne stand auf. Er ging mit dem Tironokul und seinen ersten beiden Gläubigen auf den Westbalkon des Hauses, gegenüber des Balkons, wo Lutonio gestorben war. Über dem Marktplatz lag der übliche Lärm und die Gerüche verschiedenster Handelsgüter. Doch dann ... wurde es still. Der Tironokul stannd oben auf dem Balkon im Licht der untergehenden Sonne. Er sagte nichts, bis die Sonne hinter der Horizont versunken war. Dann hob er beide Arme.

"Höret, Bürger Velescias. Ein neues Zeitalter hat begonnen, denn Tiron hat mich gesandt, Euch zu sagen, wie Ihr Euer Leben leben könnt, so daß Eure Herzen nicht verlöschen, wenn das Ende dieser Welt für Euch naht! Seid gerecht, aber mitleidig, keusch und von Anstand, der Gott der aufgehenden Sonne wird Euch nicht untergehen lassen, wenn Ihr ihn nicht verratet!"

Die Überlieferung spricht davon, der Tironokul habe die ganze Nacht gesprochen, eine flammende Rede, und in der Morgensonne, im Lichte Tirons, habe er dreiundzwanzig ausgewählt, mit ihm den Tag über zu schweigen. Zwölf Frauen, elf Männer und der Tironokul selbst, der Medicus zu seiner Linken, Elisa zu seiner Rechten, sassen sie den ganzen Tag schweigend im grossen Saal des Hauses der Scerdrenne.

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Die Urgemeinde

Die 24 Männer und Frauen nannten sich fortan die Gemeinde Tirons und Tironokul beschloss, das Haus Scerdrenne sollte von nun an ihr Tempel sein. Bestürzt und völlig perplex räumte Lutonios Familie das Herrenhaus und bekam eine neue Bleibe vom Großherzog, der auf eine irritierende Weise den Tironokul fördern wollte, was allerdings allen zutiefst schleierhaft blieb. Der Tironokul selbst lächelte seine 23 Getreuen aber immer nur an und versicherte, der Herzog handelte im Sinne Tirons und er würde das richtige tun. Die 24 ersten Tirongläubigen zogen Tag für Tag über die Strassen Velescias und sprachen mit den Leuten und gaben den Hungernden in der Gosse zu Essen von dem Vermögen der Scerdrennes, denn die Familie hatte dem Tironokul die Hälfte des gewaltigen Vermögens überlassen, als sie das Herrenhaus verließ. Sie erzählten den Menschen von den Visionen des Tironokul, halfen ihnen und zeigten ihnen die Hoffnung, die in jeder Morgenröte liegt. Schon bald wurden die in einfache, weisse Togen gekleideten Jünger Tirons in der Stadt immer herzlicher begrüßt und die Notleidenden auf den Strassen sahen nun zur Morgenröte auf und nannten sie ihre Rettung, viele harrten jeden Morgen vor dem Haus der Urgemeinde aus, um mit ihnen die Begrüssung des Sonnenaufgangs zu feiern.

Das brachte für Velescia eine entscheidende Änderung, denn nun griffen die Notleidenden nicht mehr die Händler und den Adel an, nach sechs Jahren ohne Aufstände schließlich kam der Großherzog zum Tironokul ... und bat auf den Knien, die Gnade Tirons zu erfahren. Eine politische Geste natürlich, denn der Großherzog tat, was opportun war, sein Glaube war nicht grösser als der jeden anderen in Velescia – aber diese Geste des Großherzogs setzte eine gewaltige Welle in Bewegung.

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Der Beginn der Mission

Weil der Großherzog zum Tiron-Glauben konvertierte, wurde binnen nur weniger Monate Velescia eine Stadt Tirons. Der Großherzog war weiterhin Herrscher und es gab keine weltlichen Ambitionen der Tiron-Gemeinde, aber fast jeder in Velescia war Tiron-gläubig und der Asketenorden um den Tironokul begann, Züge einer Priesterschaft auszubilden. Die Schulen für Priester anderer Götter in Velescia wurden geschlossen, ebenso die Tempel, und die Tempelschätze fielen dem Adel zu. Die profitierenden Adligen jedoch waren dankbar und begannen, den wachsenden Orden um den Tironokul herum zu überreden, auch anderswo als in Velescia ihre guten Taten zu tun und ihre Botschaft zu verkünden, so daß Tirons Ruhm gemehrt würde. Der Orden sprach darauf an und Tironokul sagte, wer Tirons Ruhm mehre, sei ihm gefällig und wer den Menschen und anderen erzähle, wie sie leben müßten, damit Tiron ihnen gnädig sein könne, der tue Tirons Werk. Also begannen Tironsmönche und Tironsnonnen auf den Schiffen der Händler Velescias mit in fremde Länder zu fahren, machte sich Mönche und Nonnen auf den staubigen Strassen auf den Weg, Tirons Ruhm in die Wilden Lande, nach Tiyese und nach Apeniscia zu tragen. Und ihre Botschaft wurde erhört, sehr zum Gefallen der Herren Velescias, denn nun kamen mehr Menschen in die Stadt des Tironokul, um ihn zu sehen, aber auch um zu handeln – und während der Tironsglaube sich ausbreitete, stiegen Velescias Profite. Doch der Tironokul bekam das alles nur zum Teil mit, denn er starb kaum drei Jahre nach Beginn der Mission bei Sonnenuntergang. Bis heute glaubt man in Velescia, er habe einen Dämonen wider Tiron niedergerungen, um die Gläubigen zu schützen. Ancialin, der Tironokuls Ämter im Orden erbte, begann nun, das Leben und die Lehren des Tironokul aufzuschreiben, die adelsgewollte Mission und eine Hierarchie baute er gleich in seine Texte hinein, indem er den Tironokul geschickt interpretierte. Einige wenige vom Orden Tirons sahen nunmehr Tironokzls Ideen verraten und protestierten, vor allem gegen Ancialins Ansicht, Tiron werde sich keinem Menschen nach dem Tironokul mehr offenbaren, da die Welt seine Stimme bereits erhört hatte. Das erste Schisma der Tironskirche bahnte sich an, als die protestierenden Asketen Velescia verliessen, um in den Bergen Tiyeses den Frieden und die Ruhe zu finden, Tiron weiter zu dienen. Diese Protestanten sind heute als Okuliten bekannt, während die Kirche Tirons, die in Velescia verblieb, von nun an als die Kirche der Velesciner

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2004-04-28 ~ written by Talianna




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